von Vereinsmitglied Ines Hälbich
„ Sehen ist anders als erzählt bekommen“ (Kenianisches Sprichwort)
Jambo, so begrüßte uns der kenianische Reisebegleiter am ersten Tag der Keniareise. Vier Mitglieder des Vereins Lilli e.V. und der Afrikakenner Ralph Kunze machten sich am 18.10.2017 für zweieinhalb Wochen auf den Weg, um dieses ostafrikanische Land und seine Menschen kennenzulernen. Und die Lillis wären nicht die Lillis, wenn bei dieser Rundreise nicht auch der Besuch von Hilfsprojekten auf dem Programm stehen sollte. So wurden schon in Deutschland Hilfsgüter verpackt und auf die Reise mitgenommen.
Das erste Hilfsprojekt war das Diguna Kinderheim in Tinderet in der Rift-Valley-Provinz.
Nach einer abenteuerlichen Fahrt erreichten wir dieses von Bergen umgebene fruchtbare Land. Vor Ort besichtigten wir die Kinderheime, Schulen und Werkstätten mit 3-monatiger Ausbildung zum Schreiner, Maurer und Schneider. In sieben Heimen sind rund 180 Kinder aus kaputten Familien untergebracht. Die meisten von ihnen sind Waisen und hatten, bevor sie ins Rainbow Kinderheim kamen, nicht einmal das Allernötigste zum Überleben. Hier bekommen die Kinder und Jugendlichen Liebe, regelmäßiges Essen, ein Dach über dem Kopf und eine gute Schulausbildung.
Die kirchliche Gemeinschaft ist sehr gut organisiert und der Leiter der Einrichtung ist ein Deutscher. Durch das fruchtbare Land kann sich die Gemeinschaft selbst versorgen, sogar der Strom wird durch einen Wasserfall erzeugt. Ein wirklich beeindruckendes Projekt. Asante riefen die Kinder als wir die Hilfsgüter übergaben und bald darauf weiterfuhren, Dankbarkeit stand in ihren Gesichtern.
(Internet: www.diguna.de)
Seit dem Jahr 2000 unterstützt Diguna auch eine mobile Trompeterschule, die sehr starken Zuspruch seitens der kenianischen Gemeinden erfährt. Der Leiter der Trompeterschule ist Herr Makusidi Tsangya Narcisse, ein Trompetenlehrer und seine ebenfalls Trompete spielende Frau Masika Esther Makora. Er hat schon einige Trompeterschulen in Kenia, Kongo und anderen Gebieten eröffnet.
Durch die Musik erfahren die Kindern Selbstvertrauen und können ihre Herzen öffnen. Das Zusammentreffen mit den jungen Musikern war sehr herzlich und wir lauschten dem Klang ihrer Instrumente und dem kongolesischen Gesang.
Danach übergaben wir Sachspenden und drei Laptops und die Freude und Dankbarkeit darüber war riesengroß bei den Musikern.
Zu unserer Sicherheit konnten wir die jungen Menschen leider nicht in ihrer Trompeterschule besuchen, sondern das Treffen fand auf dem Gelände der Diguna statt.
In Nakuru besuchten wir ein drittes Hilfsprojekt. Pfarrer Moses Njenga leitet dort "Life Point Chapel".
Mit seiner Frau kümmert er sich dort liebevoll um Straßenkinder und organisiert Gottesdienste. Leuchtende Kinderaugen sahen wir bei der Übergabe der Sachspenden von „Lilli e. V.“, besonders das Spielzeug wurde mit Begeisterung angenommen.
Ein weiteres Straßenkinderprojekt, allein finanziert aus Spenden, bot sich uns in Naivasha.
Den Besuch hat uns Olaf Hollwitz von Bush Adventure empfohlen. 34 Jungen wohnen für eine bestimmte Zeit dort, gehen zur Schule oder machen eine Berufsausbildung. Sie stammen aus ärmlichsten Verhältnissen und werden von den Familien oft fortgeschickt. Ziel des Projektes ist es, den Jungen andere Perspektiven aufzuzeigen, als auf der Straße zu leben und dubiosen Geschäften nachzugehen oder Rauschgift zu konsumieren. Den Jungen sieht man ihr schweres Schicksal an.
Der Kontakt zur Familie wird durch die Betreuer aufrechterhalten und nach dem Aufenthalt werden die Kinder ihren Familien wieder zugeführt. Dann wird die ganze Familie betreut und es werden Wege aufgezeichnet und Möglichkeiten organisiert, um alle zusammen aus der Armut zu holen.
Der Ausgangspunkt und Endpunkt unserer Reise war Nairobi. In unserer Unterkunft in NGO Diguna wurden wir liebevoll von Martin und Elfriede Mischnick umsorgt. Martin ist von Anfang an mit "Diguna" in Ostafrika unterwegs, 17 Jahre war er im Kongo aktiv, danach in Mbagathi/Kenia leitend tätig.
Seine Frau Elfriede ist seit drei Jahren in Kenia, kümmert sich um die administrativen Aufgaben und betreut die zahlreichen Gäste, die die Station in Nairobi besuchen oder auch länger dort tätig sein wollen. Ein buntes Miteinander bietet sich auf einen Blick. Schwarze und weise junge Leute, viele davon aus Deutschland, arbeiten, essen und leben zusammen. Nur beim Essen gibt es Unterschiede. Während die Weisen lieber Brot essen, lieben die Kenianer über alles ihren Ugali (Maisbrei).
Ein letztes Projekt, das Martin Mischnick empfohlen hat, hinterließ bei uns Lillis tiefe Spuren.
Eine junge Frau, namens Flora, kümmert sich dabei um vergewaltigte Mädchen und junge Frauen. Geprägt durch eigene leidvolle Erfahrung setzt sie ihre ganze Kraft und ihr ganzes Geld für dieses Projekt ein, um den Mädchen einen Zufluchtsort zu bieten, damit sie ihre Traumas verarbeiten und wieder ins Leben zurückkehren können.
Was für eine starke Persönlichkeit, die beruflich als Professorin an einer Universität tätig ist. Für sie waren unsere letzten Hilfsgüter und zwei Laptops gedacht. Sie nahm sie dankbar an und verabschiedete sich mit Asante sana. Wir werden versuchen, dieses Mädchenprojekt von Flora auch weiter zu unterstützen.
Leider konnten wir auch die Mädchen durch die angespannte politische Lage in Kenia nicht vor Ort im Township besuchen, haben aber dennoch durch Floras Erzählungen einen umfangreichen Eindruck von diesem Projekt bekommen.
Auf unserer Rundreise haben wir neben den Hilfsprojekten natürlich auch zahlreiche Nationalparks und Naturreservate , wie Nairobi, Naivasha, Maisai Mara sowie Sehenswürdigkeiten besucht. Kenia verfügt über eine einzigartige Tier- und Pflanzenvielfalt. In diesem Land kann man hautnah alle Arten von Tieren erleben, die Afrika zu bieten hat. In der Masai Mara wurden lt. letzter Zählung 1,5 Mio. Gnus, 500.000 Gazellen, 200.000 Zebras, 70.000 Impalas gesichtet. Weiterhin sahen wir Nashörner, Giraffen, Elefanten , Löwen, Geparden, Leoparden, Hippos und vieles mehr.
Darüber werden wir demnächst in unseren News erzählen...
Für die vier Lillis war es eine einzigartige und unvergessliche Reise zu den freundlichen und engagierten Menschen, den atemberaubenden Landschaften und zu einer beeindruckenden Tierwelt nach Kenia.